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Networking

impuls Impuls-Talk mit Heidi Vitez

05.03.2020, Barbara Lamb und Heidi Vitez

Wir freuen uns, dass du uns deine Meinung zum Blogbeitrag schreibst. Gerne lesen wir den Kommentar als Erster, dann wird er für alle LeserInnen freigeschaltet.

Heidi Vitez gilt als Vorzeige-Netzwerkfrau. Ihr Wirkungsbereich geht weit über die Kommunikationsbranche hinaus und immer wieder macht sie sich für Genderthemen stark - #wergesehenwirdwirdwahrgenommen. Viele in der Kommunikationsbranche kennen sie und wer sie kennt, hat das Gefühl, sie kennt fast die ganze Welt.

Liebe Heidi, warum bist du so erfolgreich im Netzwerken und was macht gutes Networking eigentlich aus?

Ganz ehrlich, ich kenne nicht die ganze Welt – noch nicht. Ich lerne einfach gerne Menschen kennen und bin immer offen für Neues. Erfolgreich bin ich beim Netzwerken und Vernetzen vermutlich, weil ich immer war, wie ich bin. Erst als ich 2010 eingeladen wurde, zu Networking bei der Bundessportorganisation eine Keynote zu halten, wurde mir selbst so richtig bewusst, dass ich tatsächlich eine Netzwerkerin bin.

Was gutes Netzwerken ausmacht? „Grüß Gott“, „Griaß di“ und „Hallo“ – ganz einfach: grüßen, zuhören, Respekt, Höflichkeit, auf Menschen zugehen, sich nicht verstecken. Wer Menschen nicht mag, wird vermutlich auch nie gut und authentisch netzwerken können. Und ganz wichtig: auf die Menschen, nicht die Hülle schauen. Für viele zählt nur, was auf der Visitenkarte steht. Keine Scheu vor Menschen haben, auch nicht vor sehr bekannten. In dieser Hinsicht habe ich sehr davon profitiert, in einem Ort wie Kitzbühel aufzuwachsen. Viel Schein, viel Sein. Da lernt es sich außerdem von klein auf leichter, sich nicht blenden zu lassen. Vermutlich ebenfalls ganz gut für erfolgreiches Netzwerken: keine Angst vor charmanten Fettnäpfchen – besser welche riskieren, als Chancen zu verpassen. 

Gibt es einen Unterschied, wenn Frauen und Männer netzwerken? Wenn ja, welchen? Was machen sie anders als das jeweils andere Geschlecht? Und was können sie voneinander lernen?

Unterschiede beim Netzwerken an sich sehe ich nicht so sehr, vielmehr, wo genetzwerkt wird und wie die Menschen dabei miteinander umgehen. Das hat viel mit dem Wertschätzen von Personen zu tun und gilt fürs Business ebenso wie fürs Gesellschaftliche und Private. Das können Frauen wie Männer optimieren. Mir fallen hier gleich sehr viele Beispiele ein. Etwa das Vorstellen von Frauen, ihr Nennen in Zeitungsberichten oder auch Anführen bei Einladungen. Oder nehmen wir das „Gattinnensyndrom“: Egal ob Medienbericht, Jubiläumsfeier, Dorffest oder feiner Ball, Frauen werden oft als „Gattin von“ vorgestellt. Egal ob sie Chefin eines Hofs, Managerin, Verkäuferin, Ärztin oder Hausfrau sind. Als hätten Damen keinen Vor- und Nachnamen oder gar ein eigenes Leben.

Was mir in Vorständen, Thinktanks, Arbeitsgruppen, bei Stammtischen usw. mit hohem Männeranteil auffällt, ist das „Kniekraulen“. Dazu gehören Statements wie „Ich bin da ganz bei Ihnen, Herr Kollege!“ mit gleichzeitigem Ausschließen anderer Personen in der Runde, über die Körpersprache wie Rückenzudrehen und Gestik sowie Tonfall und Wortwahl. Solche Schmeichelaktionen habe ich von Frauen noch nie erlebt.

Was Frauen öfter einmal machen sollten: auf einen After-Office-Drink gehen, die Mittagspause für ein Essen mit KollegInnen oder PartnerInnen nutzen und sich zum Stammtisch beim Dorfwirt dazusetzen. Letzterer ist allerdings noch oft eine netzwerkerische Männerdomäne.

Auf die ursprünglichsten Netzwerke aller Netzwerke vergessen viele: Familie, Freunde, Schule, Verein etc. – das sind meist die stärksten und besten Seilschaften. Diese bitte immer liebevoll pflegen.

Welche Voraussetzungen brauchen im Besonderen Frauen, damit sie erfolgreich netzwerken können?

Sie brauchen dieselben wie Männer, im Business wie im Alltag. Zwecks Blickkontakt auf Augenhöhe sind höhere Schuhe manchmal von Vorteil. Allerdings nur solche mit guter Bodenhaftung. Und damit tiefe Einblicke keine Chance haben, keine zu gewagten Ausschnitte.

Frauen haben von Natur aus sogar manchmal einen Vorteil, auch wenn er bisweilen nicht als solcher erkannt wird: Sie fallen leichter auf. Dafür sorgt alleine schon die fast 100-Prozent-Männerquote in gewissen Branchen. Farbe in der grau-schwarzen Anzugwelt wird eher wahrgenommen – und seien es nur blonde Haare oder ein hellblauer Blazer. Dieser kleine Aufmerksamkeitsbonus wirkt sich auch aufs Netzwerken aus. Ganz nach dem Motto #wergesehenwirdwirdwahrgenommen. Sei es bei Events, Meetings, auf Bildern in der Zeitung oder auf Social Media.

Du bist auch in Social Media sehr aktiv. Wie haben soziale Netzwerke das Netzwerken verändert und welche Chancen und Risiken siehst du darin?

Chatten begeistert mich seit Anfang der 90er: Smalltalk, Infos austauschen, in Kontakt bleiben. Ich plauderte bereits vor mehr als 25 Jahren online, z. B. mit Leuten in Brüssel, die ich nicht kannte. Eine nette Sache. Es war alles sehr gesittet. Die heutigen sozialen Netzwerke bieten wirklich viele Möglichkeiten – im positiven Sinn. Neue Leute und damit Ansichten kennenlernen, vernetzen, in Kontakt bleiben, alte Bekannte wiederfinden, Informationen austauschen ... Das reale Netzwerken, den echten zwischenmenschlichen Kontakt, werden soziale Netzwerke jedoch wohl nie ersetzen.

Damals wie heute, im analogen und digitalen Leben: Lauser gibt es überall. Wichtig ist das Einhalten des Datenschutzes, respektvolles Miteinander, keine Fakes posten und vor allem diese nicht teilen. Da halte ich es mit Andre Wolf und Tom Wannenmacher von Mimikama: „zuerst denken, dann klicken“.

Welches soziale Medium eignet sich aus deiner Sicht besonders zum Netzwerken?

Es kommt ganz darauf an, was man damit möchte, das soziale Medium muss zu einem passen: privat, beruflich, die Usability, wer welche Devices, also Geräte, und auch Netzwerke nutzt ... Was geeignet ist, kommt nicht nur auf einen selbst an. Das kann man nicht so verallgemeinern. Es hängt auch davon ab, ob die User bzw. Zielgruppe gerne online sind und wenn, wann. Ich bin selbst auf sehr vielen sozialen Netzwerken aktiv und nutze sie für ganz unterschiedliche Dinge. Zum Chatten, Telefonieren, Vernetzen, Posten, Suchen bzw. Beobachten ... Auf Instagram und Twitter bin ich z. B. im Moment nur, um mich zu informieren.

Welche Tipps bzw. Ratschläge kannst du uns und unseren Blog-LeserInnen für ein zukünftig erfolgreiches Netzwerken mitgeben?

  • Sich richtig und gut hörbar vorstellen: Vor- und Nachname, eventuell Tätigkeit.
  • Auf Blickkontakt und Körpersprache achten.
  • Wertschätzend Visitenkarten entgegennehmen und überreichen.
  • Andere Länder/Kulturen/Gesellschaft/Alter/Sitten stets beachten.
  • Schauen bzw. überlegen, mit wem man sich vernetzt.
  • Online Klarnamen, also den echten Namen, verwenden.
  • Social-Media-Profile NIE mit anderen Personen nutzen – auch nicht, weil es günstiger ist, z. B. beruflich auf LinkedIn oder Xing. Das ist ein absolutes No-Go.
  • Bei der Mitgliedschaft in Datenbanken, Netzwerken, Vereinen und Ähnlichem die private bzw. persönliche E-Mail-Adresse angeben. Dann gehen bei einem Jobwechsel, bei Karenz oder etwa Ruhestand der Kontakt und Zugang nicht verloren.
  • Authentisch bleiben.
  • Netzwerken macht Freude und bringt etwas – nie vergessen!
     

Impuls-Wordrap

Ich bin ... bunt
Mein liebstes Kommunikationsmittel ... Mund
Das hab ich immer dabei ... Mmh
Das habe ich nie dabei ... Uhr
Das würde ich gerne erfinden ... Frieden
Mein Tipp für die Work-Life-Balance ... Freude

© Heidi Vitez
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